Neujahrsempfang der Stadt Filderstadt

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Sonntag, 16. Januar 2022
Neujahrsempfang der Stadt Filderstadt (Film)
Drehort: FILharmonie Filderstadt

Neujahrsrede Oberbürgermeister Christoph Traub
(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Filderstädterinnen,
sehr geehrte Filderstädter,
sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

vielen Dank den Spielmannszügen der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt. Spätestens wenn die verschiedenen Instrumente unserer beiden Spielmannszüge hier in der FILharmonie erklingen, weiß man, dass das neue Jahr begonnen hat.

Zum noch neuen Jahr 2022 wünsche ich Ihnen und uns allen einen guten, gesunden, friedvollen und gesegneten Verlauf.

Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Sie nun vor einem Bildschirm sitzen und diesem musikalischen Auftakt gefolgt sind, merken, dass wir trotz der erneuten Absage unseres Neujahrsempfangs in Präsenz hier in der FILharmonie ein möglichst echtes Neujahrsempfangsgefühl nach draußen – zu Ihnen – senden möchten.

Nicht live, auch wenn unsere digitalen Fähigkeiten in den vergangenen 20 Monaten zugenommen haben, sondern per Aufzeichnung. Aber das kommt ja bei den besten Samstagabend-TV-Shows vor.

Dafür, dass das gelingen kann, haben wir Mitwirkende zu wenigen Programmpunkten vorab hierher in die FILharmonie eingeladen. Einer und ein ganz wesentlicher Programmpunkt zugleich, weil er aus meinen Neujahrsempfängen nicht wegzudenken ist, ist die musikalische Taktvorgabe für ein neues Jahr durch die Spielmannszüge der Freiwilligen Feuerwehr. Danke, dass Sie sich als Musikerinnen und Musiker darauf eingelassen haben, vor einer leeren FILharmonie zu musizieren. Aber nicht nur wegen der leeren Ränge, sondern weil es auch eine Herausforderung ist, nach sehr schwierigen Monaten des Probens einen Auftritt zu wagen.

Wir müssen zwar Abstand halten, aber dennoch stelle ich in Richtung der Spielmannszüge und in Richtung der bewährten Stabführung die Frage, wie sich Ihr Musizieren, Ihr Proben und auch die Auftritte in den vergangenen Wochen und Monaten verändert haben.

Kurzinterview mit Herrn Nies

Ihnen als Musikerinnen und Musiker sage ich vielen Dank, dass Sie über die Monate der Pandemie dem Ehrenamt im Spielmannszug und der Feuerwehr treu geblieben sind. Denn was wäre ein Stabführer ohne Musizierende? Damit stehen Sie für die Verlässlichkeit und die Verbindlichkeit im Ehrenamt in Filderstadt heute stellvertretend hier auf der Bühne der FILharmonie.  Bevor wir uns jetzt auf ein zweites Stück von Ihnen freuen dürfen, wünsche ich Ihnen in Ihrem Ehrenamt und damit in Ihrem musikalischen Tun alles Gute für das Jahr 2022 und für Sie persönlich, Ihre Nächsten und Ihre Familien ein gutes und gesundes neues Jahr. Vielen Dank, dass Sie heute mitgewirkt haben.

Wir wechseln damit von den fulminanten und raumfüllenden Tönen hin zum Stillen. Still, zumindest der Bezeichnung nach. Nicht still, wenn es darum geht, in unsere Stadt hinein zu wirken.

Diese wirkungsvolle Stille ans Licht zu holen und Menschen auszuzeichnen, die sich im Verborgenen engagieren, das hat sich unsere Bürgerstiftung zur Aufgabe gemacht. Stille Heldinnen und stille Helden suchte die Bürgerstiftung nun bereits im dritten Jahr. Und ich freue mich besonders, dass Herr Dr. Herb für die Bürgerstiftung mit weiteren Vertreterinnen Vertretern der Stiftung heute hier ist und wir damit auch dokumentieren können, dass bei aller Schwere und allen Einschränkungen der vergangenen Zeit eines in Filderstadt nicht nachlässt und das ist das Einbringen, die gegenseitige Wertschätzung und das Aufeinander-zugehen.

Dr. Herb, Ihnen ein herzliches Willkommen. Es freut mich, dass nun zum dritten Mal die Ehrung der Bürgerstiftung im Rahmen meines Neujahrsempfangs stattfinden kann.

Ehrung und Talkrunde „Stille Helden 2022“

Vielen Dank an die Bürgerstiftung Filderstadt für diese besondere Form der Auszeichnung. Dank und auch Anerkennung aber insbesondere den heute Geehrten für Ihr Hiersein und maßgeblich für Ihr Engagement, das mit dem heutigen Tag und der Würdigung sicherlich nicht endet.

Sehr geehrte Filderstädterinnen,
sehr geehrte Filderstädter,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

kennen Sie die Redewendung und den viel zitierten Satz „Da schließt sich der Kreis.“? Der Satz mit fünf Worten, in dem die Annahme steckt, dass sich zwei zeitlich völlig unabhängige Ereignisse – sei es in einem Ort, einer Person oder einer Begebenheit – zusammenschließen, verbinden und sich bestenfalls in etwas Gutem auflösen.

Um Ihnen heute auch etwas Persönliches von mir zu sagen: Sils Maria ist für mich aktuell so ein Ort. Sils Maria, ein knapp 720 Einwohner*innen großer – oder eher kleiner – Ort im Oberengadin in der Schweiz.

Am vergangenen Silvestermorgen habe ich für kommenden Juli eine Einladung dorthin erhalten, um gemeinsam mit weiteren politischen Entscheidungsträger*innen an drei Tagen das spannende Thema „WEITE(R) DENKEN“ zu besprechen.

Nur wenige Stunden später kam mir am Schreibtisch im Büro der Titel „Das Leben ist ein Spiel“ für diese Neujahrsrede in den Sinn. Und bei der Recherche dazu habe ich entdeckt, dass dieser Titel auf eine Kriminalkomödie von Claude Chabrol mit dem Originaltitel „Rien ne va plus“ (Nichts geht mehr) aus dem Jahr 1997 zurückgeht, gedreht im historischen Hotel Waldhaus, das wiederum in Sils Maria steht und Persönlichkeiten wie Joseph Beuys, Friedrich Dürrenmatt, Thomas Mann, Hermann Hesse und Albert Einstein zu seinen Stammgästen zählte.

Nur 200 Meter hinter besagtem Hotel liegt die ehemalige «Villa Spitzer», in der die junge Anne Frank in den Jahren 1935 und 1936 noch recht unbeschwerte Sommerferien bei ihrer Tante Olga Spitzer verbrachte.

Und ganz nebenbei haben sich meine Eltern vor rund 60 Jahren in diesem kleinen schweizerischen Bergdorf kennengelernt.

„Da schließt sich der Kreis.“ – eine überzogene, konstruierte oder überbewertete Formulierung? Oder schlicht die Sehnsucht danach, dass sich manche Dinge zusammenfügen und bestenfalls auch noch eine runde Sache ergeben? Im Idealfall mit einem guten Ausgang, wenn womöglich im Einzelfall der Ausgangspunkt schon kein guter gewesen sein sollte.

Gerade im Moment wünschen wir uns so sehr, dass sich der Kreis der Pandemie endlich schließt, sich die Hoffnung auf Normalität erfüllt und das Mögliche endlich wieder Realität wird.

Stattdessen fühlen wir uns weiterhin dem Spiel des Lebens ausgesetzt. Regeln und Verordnungen stehen weiterhin im Fokus, Ungerechtigkeit und soziale Schieflagen nehmen zu und die Welt ist in Bewegung, sei es mit Blick auf die real wirkenden klimatischen Veränderungen oder die erneut zunehmende Zahl an Menschen, die aus einer Notlage heraus ihr Heimatland verlassen müssen, um andernorts Zuflucht zu suchen.

„Das Leben ist ein Spiel“ – aber wer bestimmt die Regeln und wer die Taktik? Geht es, wie im erwähnten Film nur um das immer gleiche Muster aus Reich und Arm, Gut und Böse, Verstehen und Nichtverstehen, Gegensätzlichkeit und Gleichheit, Konkurrenzkampf und Solidarität, Versteckspiel und nicht beherrschbarer Realität?

Wäre es im wahren Leben doch nur so einfach, wie es Taktiktafeln aus dem Sport, wie beispielsweise im Fußball, vermuten lassen.

Das Spielfeld steht fest, damit die Grenzen, in denen man sich regulär bewegen kann und darf. Diejenigen, die auf der eigenen Seite stehen, sind ebenso festgelegt, wie die vermeintlichen Gegenspieler*innen. Und mit ein paar Strichen ist aufgezeigt, wie die Varianten sind und sein werden, um zum Ziel zu kommen. Der Plan zum Erfolg heißt Taktik. Planen, aufmalen, anschauen, nachmachen – und schon steht die Taktik für ein erfolgreiches Spiel und damit ein gutes Ergebnis.

Eingefleischte Mannschaftssporttaktikanalyst*innen werden mir jetzt entgegenhalten, dass es ganz so einfach dann doch nicht ist. Aber müssen wir nicht zugeben, dass wir es uns oftmals gerade so einfach wünschen? Widersprechen würde mir sicherlich niemand bei der Haltung, jedenfalls nicht ohne Taktik in ein Spiel zu gehen.

„Das Leben ist ein Spiel“ – Mit welcher Taktik gehen wir in das Jahr 2022?

Taktieren empfinden wir in den meisten Fällen als etwas Negatives. Aber sich das neue Jahr wie auf einem Spielfeld zurechtlegen zu können, das hätte was. Ausklügeln, anwenden, das Bewährte beibehalten und nur das ändern, was einen raffiniert oder schwäbisch clever tüftelnd, ergebnisorientiert zum erhofften Nutzen und Ergebnis führt.

Immer häufiger erleben wir in den vergangenen Jahren Krisen, Situationen und Konstellationen, die der Deeskalation bedürfen und dafür die richtige Strategie erfordern.

Gleich wie, es geht darum, sich aufzustellen – für ein richtiges Verhältnis von offensiv und defensiv, möglichst geschickt, hinreichend einfach und nur bedingt kompliziert. Und dann daran feilen. Es soll Freude machen, Stärke geben, möglichst auch magisch sein, raumgreifend, mit Tempowechseln in unterschiedlicher Geschwindigkeit und dennoch stets gemeinsam, von allen akzeptiert, im Zusammenhalt, das gemeinsam Ziel vor Augen.

Oder ganz einfach: auf das einlassen was ist und was kommen wird.

Letztlich ist die bedeutsamste und wichtigste Ressource beim Spiel, im Sport und nicht zuletzt im sogenannten wahren Leben der Mensch. Was nützt ein Ziel, eine Taktik oder eine Strategie, wenn man es für eine Stadt zu beschreiben hat, wenn nicht die Menschen, die darin wohnen, es mitgestalten, Menschen auf neue, noch unbekannte Wege mitnehmen und mitgenommen werden und sich auch Menschen finden, die im Hauptamt, beispielsweise innerhalb einer Stadtverwaltung an der Umsetzung mitarbeiten.

Die vergangenen beiden Jahre haben uns in Filderstadt gezeigt, dass selbst in einer attraktiven Großen Kreisstadt nahe der Landeshauptstadt das Nachbesetzen von Stellen nicht mehr unmittelbar gelingt. Der Fachkräftemangel ist auch in den kommunalen Verwaltungen angekommen. Da sind wir mit unseren Nachbarkommunen in entsprechender Gesellschaft, was die Konkurrenzsituation nicht vereinfacht. Gleiches gilt für den demografischen Aspekt innerhalb der Stadtverwaltung und die bevorstehend hohe Zahl an Ruhestandseintritten, auf die ich – oft belächelt – während der gesamten Dauer des Flächennutzungsplanprozesses und der Wohnraumfrage für die künftige Bevölkerung hingewiesen habe.

Menschen eine Perspektive geben. Auch das war eine wesentliche Aufgabe der vergangenen zwei Jahre, die uns auch noch bis weit in das Jahr 2022 hinein begleiten und fordern wird. Mit der Corona-Pandemie sind wir alle seit März 2020 vor eine noch nie da gewesene Herausforderung gestellt worden. Lebensumstände haben sich in allen Lebensbereichen verändert, spürbar und dauerhaft.

War die Perspektive zunächst ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen von März 2020 bis Pfingsten 2020, so hat sich diese gleichermaßen zerschlagen wie die Hoffnung auf Besserung durch ein zurückhaltenderes Reisen über den Sommer 2020, das beginnende Testen vor Weihnachten 2020 und letztlich die Perspektive des Impfens seit rund einem Jahr.

Eine Pandemie, so merken wir, ist alles andere als ein Spiel, schon gar nicht spielerisch leicht zu überwinden und sie lässt sich von uns auch nicht die Regeln vorschreiben. Über 12 Monate hinweg haben wir mit einem kleinen Filmteam Stimmen aus Filderstadt gesammelt, um die Betroffenheiten und auch das, wofür wir dankbar sein können, festzuhalten. Über den YouTube-Kanal der Stadt kann dieses Zeitdokument weiterhin angesehen werden. Wir haben es zwischen den Jahren veröffentlicht.

Wenn wir den Menschen zuhören, merken wir bei zunehmender Dauer der Pandemie, dass es eine Perspektive für ein Ende der Kraftanstrengung braucht. Die persönlichen, finanziellen und gesellschaftlichen Kräfte sind endlich. Das spüren wir. Familien, Kinder und Jugendliche, Kulturschaffende, Soloselbständige, Gastronom*innen und Einzelhändler*innen bis hin zu Vereinen und Ehrenamtsorganisationen können kaum mehr durchhalten. Und jede*r wünscht sich die Trillerpfeife herbei, die den Schlusspfiff abgibt.

Wenn die Ausnahme zum Zustand wird, sprechen wir von Ausnahmezustand. Wie wirkt die Pandemie? Sie hat den Blick frei gelegt auf die Verletzlichkeit des Lebens, die offenen Flanken unseres Gesundheitssystems, zeigt Brüche in der Gesellschaft, Ungerechtigkeiten im Zugang zu Pflege, Betreuung und Bildung, sie legt die Belastungsgrenzen unserer Demokratie offen, sie ist Entwicklungsbremse und Digitalisierungsturbo zugleich, zeigt die Möglichkeiten des Verzichts und den Weg von kurzfristigen Konjunkturprogrammen zu nachhaltigen Klimapaketen auf.

Ein Schlusspfiff würde dabei nicht nur das Ende der Pandemie bedeuten, das Wiederherstellen einer ersehnten Normalität, sondern würde auch den Blick frei geben auf das Gute, das Erarbeitete und neu Entstehende.

Pandemie bedeutet rein sprachlich nicht mehr und nicht weniger als etwas, das das ganze Volk betrifft, alle Menschen einbezieht. Ja, es betrifft alle – in doppelter Hinsicht. Zum einen, was die mögliche Erkrankung angeht, zum anderen das Einbringen aller, um diese Lage zu bewältigen.

Im Wort „Zusammenstehen“ beschreiben wir dies in den Monaten der Pandemie. Und damit bin ich schon fast wieder bei meinem Spielfeld und dem Fußball. Zusammenstehen – eine Mauer bilden – eine Gefahr gemeinsam abwehren.

Diese Form des Zusammenstehens ist in Filderstadt in den vergangenen Monaten vielfach geschehen. #filderstadthilft ist so ein Beispiel. Jugendzentrum „Z“, DRK und SUSEmobil organisieren gemeinsam Einkäufe für Alleinstehende in Quarantäne, planen Fahrten zum Testen und Impfen für betagte Menschen unserer Stadt. Aus dem Senior*innen-Einkaufs- und Kulturmobil wird ein wahrer Gesundheitsexpress.

Gesundheit beschreiben wir in Filderstadt heute auch mit einer ganz anderen Prägung als noch vor der Pandemie. Ich bin froh, dass wir bereits in 2019 den Weg für ein Filderstädter Gesundheits- und Pflegeforum aufgezeigt haben. Mit einer konkreten Zuständigkeit in der Verwaltung ist mit externen Kooperationen der Filderklinik, der Ärzteschaft, von Apotheker*innen, dem DRK, der Sportgemeinschaft Filderstadt e.V., den Pflegeeinrichtungen und den Krankenpflegevereinen ein Netzwerk entstanden, das sich in den vergangenen beiden Jahren als kommunikations- und handlungsfähig erwiesen hat.

Gesundheit vor Ort, Gesundheit in unseren Wohnquartieren ist deshalb sehr schnell mehr als ein Projekttitel geworden. Die Notwendigkeiten für die Zukunft erkennen und beschreiben wir darin bereits heute. Lebensanfang, Lebensgestaltung und Lebensende sind in Filderstadt mit verschiedenen Einrichtungen und Institutionen verbunden. Auf Initiative des Fördervereins für ein Hospiz auf den Fildern Hospizverein Filder sind wir im Moment dabei, dem Ganzen für die Zukunft eine weitere Einrichtung hinzuzufügen.

Menschen zusammenbringen und zusammenhalten, sei es mit Kirchplatzfest ond´rwegs, Kunstkisten der Kunstschule, Vereinsangeboten im Freien wo immer möglich oder auch grenzüberschreitenden Videobotschaften in unsere und aus unseren Partnerstädten Dombasle, La Souterraine, Oschatz, Poltawa und Selby.

Wer Menschen von außerhalb empfangen oder zu ihnen reisen möchte oder andere Städte und Länder kennenlernen möchte, braucht geeignete Orte zum Losfahren und Ankommen. Die rund 3.000 Neubürger*innnen, die wir in 2021 in Filderstadt willkommen heißen durften, sind zwar in der Mehrzahl mit Pkw und Umzugswagen angereist. Doch auch ihnen bietet sich, wie allen anderen Filderstädter*innen, ein seit Dezember 2021 verbessertes ÖPNV-Angebot. Von und nach Filderstadt lässt sich nun mit der S-Bahn im Viertelstundentakt fahren und die bis zum Flughafen fahrende U6 bietet eine weitere Umstiegsmöglichkeit nach Stuttgart wie auch ins Straßenbahnnetz direkt vor der Haustür. Letztlich ist damit auch die gute Voraussetzung für die Verlängerung der S-Bahn von Bernhausen über Sielmingen nach Neuhausen angelegt. Die Voraussetzungen für diesen Weiterbau sollen in der finalen Meilensteinentscheidung in 2022 getroffen werden, damit der Baubeginn in 2023, wie derzeit geplant, erfolgen kann.

Mobilität beschreiben wir in unserem 2022 zu finalisierenden Mobilitätsentwicklungsplan unter der Überschrift der Verkehrswende. Im Mittelpunkt steht dabei nicht mehr der Individualverkehr, sondern das Bereitstellen von verschiedenen Verkehrsträgern, um verlässlich in angemessener Zeit die Wegstrecke zwischen Ausgangsort und Zielpunkt zurücklegen zu können. Deshalb untersuchen wir den geplanten Ersatzneubau für das leider nicht sanierungsfähige P&R-Parkhaus in Bernhausen unter dem Stichwort eines sogenannten Mobilitätshubs. Was sich so theoretisch anhört, ist schiere Notwendigkeit aus dem Ziel, dem stetig und rasant fortschreitenden Klimawandel entgegenzuwirken.

Noch kaum ein Wahljahr war – wie das in 2021 – von den politischen Themenstellungen so dominant durch den Klimawandel besetzt. Sowohl die Landtagswahl in Baden-Württemberg im Frühjahr 2021, als auch die Bundestagswahl im Herbst 2021 waren davon gekennzeichnet. Zurecht. Das zeigen auch die Themensetzungen der bisherigen Haushaltsplanberatungen zum Doppelhaushalt 2022/2023 in Filderstadt.

Die Reaktion unseres Planeten auf die Angriffe des Menschen auf die Natur sind spürbar bei uns angekommen. Wetterlagen kennen immer mehr Extreme. Selbst mit abgesagten Feuerwerken liegt die bislang heißeste Silvesternacht erst wenige Tage hinter uns. Auf die Jahre gesehen sind Hitze- und Trockenperioden von Starkregen- und Hochwasserlagen gefolgt.

Das stellt uns als Stadt vor zwei wesentliche Zukunftsherausforderungen. Nämlich, wie gelingt es uns, gemeinsam mit unseren Nachbarkommunen und der Filderwasserversorgung, in den kommenden Jahren die Trinkwasserversorgung stabil und bezahlbar zu halten, gleichzeitig hinreichend Löschwasser vorzuhalten und parallel die Beregnung landwirtschaftlicher Flächen möglich zu machen? Und andererseits, welche Maßnahmen müssen wir gemeinsam mit unseren kommunalen Nachbarn im Zweckverband Hochwasserschutz Körsch und auch selbst ergreifen, um uns für Unwetterlagen zu wappnen. Katastrophenschutz, ein Wort, das sich zum neuen Jahr nicht gut anhört, das aber künftig im Zusammenspiel mit unserer Freiwilligen Feuerwehr, dem DRK und anderen Hilfsorganisationen mehr Bedeutung gewinnt. Ich bin froh, dass unser scheidender Regierungspräsident hier im vergangenen Jahr bei der Landesregierung und den maßgeblichen Ministerien für die sachgerechte kommunale Unterstützung von Landesseite geworben hat. Nur bei einem neu aufgelegten Sirenenprogramm dürfen wir nicht stehenbleiben.

Im Wandel und Umdenken inbegriffen sein muss auch unser Konsumverhalten. Um hier Aufmerksamkeitsaspekte setzen zu können, bin ich froh, dass es uns gemeinsam mit der ehrenamtlichen Steuerungsgruppe gelungen ist, für Filderstadt die Rezertifizierung als Fairtrade-Town zu erhalten. Diese Initiative wird mitgetragen vom Eine Welt Laden Filderstadt. Ganz neu in der Stadt ist der durch eine Ehrenamtsinitiative in Rechtsform einer Genossenschaft entstandene Unverpacktladen.

Die Begriffe „Ehrenamt“ und „Neu“ führen mich zu einem erstmals in Filderstadt gewählten und 2021 eingesetzten Personenkreis – dem Stadtseniorenrat. Ich danke allen, die sich darin einbringen und auch Funktionen und Aufgaben übernehmen. Den Anliegen von Seniorinnen und Senioren in Filderstadt eine Stimme geben, für diese Aufgabe wünsche ich dem Stadtseniorenrat eine gute Gründungsphase, das Aufspüren von Notwendigkeiten und das gute Formulieren von Gemeinsamkeiten. Die vierte Lebensphase ist heute zeitlich so lang, wie sie an Themen breit ist.

Breit angelegt ist auch das kommunalpolitische Arbeitsfeld von Stadtverwaltung und Gemeinderat im Jahr 2022.

Der Sportstättenentwicklungsplan muss mit den weiteren Beschlüssen zum Neubau der Gotthard-Müller-Halle in Bernhausen zur Umsetzung kommen. Gleichzeitig planen wir die Entstehung des Neubaus für das Jugendzentrum „Z“ und auch im Stadtteil Plattenhardt beschreiben wir im ersten Quartal des neuen Jahres gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Stadtteil und dem Jugendgemeinderat die Anforderungen an einen jugendgerechten Treffpunkt in Plattenhardt.

Auch in Bildung und Betreuung investieren wir weiter. Der Bau der neuen sechsgruppigen Kinderbetreuungseinrichtung an der Tübinger Straße hat begonnen, die Bodenplatte ist bereits fertig betoniert. In der Nachbarschaft bereiten wir den Anbau an das Elisabeth-Selbert-Gymnasium vor. Parallel zu der laufenden Gesamtkonzeption Kinderbetreuung erarbeiten wir Machbarkeitsstudien für mindestens zwei weitere Kinderbetreuungseinrichtungen, um dem Rechtsanspruch nachkommen zu können. Neben den Neubauten stehen auch stetig Sanierung und Erhaltung der bestehenden Einrichtungen und Gebäude in unserem Fokus.

Die Sanierungsgebiete in Bernhausen und Plattenhardt bilden einen weiteren Arbeitsschwerpunkt. In Plattenhardt die Aufarbeitung der Ergebnisse des Bürgerforums und in Bernhausen die Umsetzung eines städtischen Impulses, ausgehend von der Realisierung eines zentralen Verwaltungsgebäudes, das wir für das Angebot eines modernen und zukunftsfähigen Bürger*innenservice sowie ebensolcher Arbeitsplätze für die Beschäftigten der Verwaltung in Zukunft dringend benötigen.

Die Innenentwicklung, die sich auch aus den Notwendigkeiten der Beschlüsse zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes ergibt, beschreiben wir vorrangig unter dem Ziel der Wohnraumschaffung. Dabei rücken in 2022 städtische Flächen in den Fokus. Zwei Beispiele: Die Umsetzung der Bebauung Jahnareal Harthausen steht bevor. Für den Gemeinderat bereiten wir die Beschlussfassung zum Rückbau des Gebäudes „Filderbühne“ an der Spitzäckerstraße in Plattenhardt, einhergehend mit der Bauflächenvergabe nach einem Einheimischen- und Familienmodell vor.

Dabei beachten wir die von uns erarbeiteten Grundzüge der sozialen Quartiersentwicklung. Ebenso sind wir in Vorbereitung eines Bürgerbeteiligungsprozesses für die schon öffentlich beratenen Mehrgenerationenvorhaben an der Nürtinger Straße in Bernhausen und der Kornblumenstraße in Bonlanden. Beide waren für Januar vorgesehen, müssen pandemiebedingt aber verschoben werden. Jedenfalls wollen wir auch hier in 2022 wesentliche Schritte gehen.

Erkennbare Schritte voran kommen wir auch in dem von unseren Filderstadtwerken verantworteten Infrastrukturprojekt eines flächendeckenden Glasfasernetzes. Unser Kooperationsmodell mit der Deutsche Telekom AG, für das wir bundesweit Vorreiter sind und waren, wurde zwischenzeitlich mehrfach interkommunal nachgeahmt. Die Vorreiterrolle, die Filderstadt hier einnimmt, zeigt bei uns und in der Region Wirkung. Gerne werbe ich an dieser Stelle dafür, das Angebot des Netzanschlusses auch anzunehmen.

Die Filderstadtwerke werden mit einem oberirdischen Projekt ebenso eine wesentliche Zukunftsaufgabe wahrnehmen, nämlich der Generalsanierung des sehr beliebten Gartenhallenbades in Bernhausen.

Bei allen Neubauten und Projekten, die ich in den letzten Minuten beschrieben habe, werden wir künftig die Maßgaben unseres in Erarbeitung befindlichen Inklusionskonzeptes berücksichtigen. Gerade wo Neues entsteht, müssen die Teilhabemöglichkeiten aller berücksichtigt werden, darin eingeschlossen die Belange der Vielfalt und Chancengerechtigkeit.

Zum Schluss meiner Rede erlauben Sie mir bitte noch einen Blick in die Verwaltung. Gemeinsam mit dem Gremium des Gemeinderates erwarten wir noch im Januar die ersten Ergebnisse der von uns extern beauftragten Verwaltungsstrukturanalyse. Damit beschreiben wir den Weg, die Verwaltung für unsere Stadt, für Sie als Bevölkerung zukunftsfähig aufzustellen. Die sachgerechte Bewältigung der wesentlichen Zukunftsaufgaben steht im Mittelpunkt. Selbstverständlich werden die Analyseergebnisse auch innerhalb der Verwaltung, bei allen Beschäftigten, mit entsprechender Spannung erwartet, war dies dort doch mit entsprechender Vor- und Zuarbeit an das externe Büro verbunden.

Parallel dazu beschreiben wir unter dem Titel „ZUSAMMENführen“ innerhalb der Verwaltung mit der gesamten Führungsebene einen Prozess zur Erarbeitung eines gemeinsamen Führungsleitbildes – gemeinsames Verständnis für interne Abläufe und Verwaltungshandeln zum Wohle der Bevölkerung.

Damit schließt sich der Kreis. Das Wohl der Bevölkerung, damit Ihr Wohl, steht im Mittelpunkt des Verwaltungshandelns.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie dem neuen Jahr und dem, was es für Sie und uns bereithält, in guter Weise begegnen und es annehmen können, ohne jeweils in taktischen Zügen zu denken. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Menschen um sich haben, die als Begleiter*innen und Mitspieler*innen im besten Wortsinne mit Ihnen durch dieses neue Jahr gehen, Freude und Leid teilen, dass Sie gesteckte Ziele erreichen und auch mit nicht erreichten Zielen und auch nicht vermeidbaren Rückschlägen in guter Weise umgehen können.

Ich wünsche uns, dass es uns gelingt, die guten Anlagen und das auf den Weg gebrachte zu bewahren und zielstrebig umzusetzen sowie das neu zu denken, mit aufzunehmen und hinzuzusetzen, was wir bislang nicht bedacht oder als Mangel erkannt haben, uns aber gemeinsam von Bedeutung und für Filderstadt zu erreichen wichtig ist.

Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren, das Leben ist kein Spiel, schon gar nicht ist es immer spielerisch leicht und es lässt sich auch nur in engen Grenzen eine eigene und stets aufgehende Taktik dafür zurechtlegen. Das Zusammenspiel in einer Stadt aber braucht Personen, die sich einbringen, zur Mitspielerin und zum Mitspieler werden, in ihrer jeweiligen Position und Funktion für den Zusammenhalt stehen.

Dafür sage ich heute zum Schluss meiner Neujahrsrede 2022 Danke. Danke all jenen, die in Vereinen, Kirchen, Organisationen, Gruppierungen, Unternehmen und Betrieben für das das Gemeinsame und das Miteinander in Filderstadt Verantwortung tragen und unser Gemeinwesen unterstützen.

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich im Verlauf dieser Rede nicht jeden Bereich und jedes Engagement unserer vielfältigen Stadt Filderstadt erwähnen oder auch nur streifen konnte. Fühlen Sie sich bitte darin eingeschlossen.

Ich danke den Mitgliedern des Gemeinderates, den Jugendgemeinderät*innen und dem neu gegründeten Stadtseniorenrat sowie allen, die sich in Ehrenämtern für das Allgemeinwohl engagieren, für ihre Arbeit.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich danke allen, die im Großen wie im Kleinen zum Gelingen dieses digitalen Neujahrsempfangs beigetragen haben, maßgeblich meinem unmittelbaren Team um Frau Gillmeister und Frau Scheubert sowie dem Team der FILharmonie für jede inhaltliche und organisatorische Unterstützung.

Ihnen allen danke ich für Ihr Interesse.

Die schon traditionelle Jahreschronik unseres Stadtarchivars Dr. Nikolaus Back werden wir, da wir sie weder hier noch in unseren Bürgerämtern angemessen verteilen können, in den kommenden Tagen digital veröffentlichen. Dann für die Jahre 2020 und 2021, da wir die Chronik schon im vergangenen Jahr aussetzen mussten. Die digitale Bereitstellung werden wir mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit begleiten.

Bevor ich mich nun von hier aus der FILharmonie verabschiede, wiederhole ich meine Wünsche an Sie für ein gutes Jahr 2022 und danke für Ihr Zuschauen und dafür, dass Sie damit Ihr Interesse und Ihre Verbundenheit mit unserer gemeinsamen Stadt Filderstadt zum Ausdruck bringen.

Alles Gute für Sie.