Solidaritätsveranstaltung für Poltawa Ukraine

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Solidaritätsveranstaltung für Poltawa Ukraine

Ansprache Solidaritätsveranstaltung mit der Ukraine/Poltawa

Donnerstag, 3. März 2022
Ansprache Solidaritätsveranstaltung mit der Ukraine/Poltawa
FILharmonie Filderstadt

Oberbürgermeister Christoph Traub
(es gilt das gesprochene Wort)

 

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

wie kann sich eine Stadtgesellschaft, wie können wir uns in Filderstadt gegen einen Krieg wehren, der unsere Partnerstadt Poltawa und das ganze Land der Ukraine bedroht?

 

Wie können wir Einfluss nehmen auf einen Aggressor, der weder Völkerrecht noch Menschenrechte achtet, der seine eigenen Interessen und Vorstellungen über das Leben anderer Menschen stellt?

 

Wie gehen wir um mit unserer eigenen Sorge um Menschen, die wir in den von Krieg betroffenen Gebieten kennen, wenn wir Freundinnen und Freunde aus unserer Partnerstadt vor Augen haben und wie gehen wir um mit der bangen Frage um den Erhalt des Friedens in Europa?

 

Wir können uns wehren, indem wir zusammenstehen und zusammenkommen und damit die Menschen in ihrer Haltung und ihrem Durchhalten stärken, die unter dem Krieg im Osten Europas leiden.

 

Wir können Einfluss nehmen, indem wir hinsehen und nach außen zeigen, dass wir die Verbrechen gegen die Menschlichkeit und diejenigen, die sie verüben scharf verurteilen.

 

Den Sorgen können wir begegnen, indem wir uns Mut zusprechen, hier in Filderstadt aufeinander zugehen und dadurch zeigen und in die Welt tragen, dass wir für das Verbindende stehen und das Trennende überwinden.

 

Um all dies sichtbar zu machen, haben wir vor einer Woche diesen Platz hier geschaffen, einen Solidaritätsort in Filderstadt. Hier erstrahlt in den Abend- und Nachtstunden das Wappen unserer Partnerstadt Poltawa sowie die ukrainischen Nationalfarben. Hier haben Menschen in Filderstadt einen Ort zum Zusammenkommen, zum Hinschauen und zur Begegnung.

Vor einer Woche ist die Sorge der Tatsache gewichen, dass wir in Europa den einseitigen Beginn eines kriegerischen und völkerrechtswidrigen Angriffs feststellen müssen. Angst, Flucht, Leid und Zerstörung treffen die Menschen in den Städten und Dörfern der Ukraine. Diese menschenverachtende Aggression verurteilen wir.

 

Unsere Gedanken gelten den Menschen in der Ukraine. Wir sind in großer Sorge um die Menschen in unserer Partnerstadt Poltawa. Dass wir heute hier zusammenkommen, zeigt, dass Sie und wir einstehen für ein friedliches und freundschaftliches Miteinander, das weit über ein Nebeneinander hinausgeht.

Seit 1988 ist Filderstadt gemeinsam mit Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern mit der Stadt Poltawa freundschaftlich durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Poltawa ist eine Großstadt mit 280.000 Einwohner*innen rund 350 Kilometer südöstlich von Kiew.

 

Zwei Motive waren zu Beginn einer Städtepartnerschaft mit Poltawa maßgebend:

Angesichts der atomaren Bedrohung zwischen Ost und West wurde in den 1980er Jahren der Versuch unternommen, auf kommunaler Ebene Begegnungen zwischen Menschen aus Ost und West möglich zu machen. Was zunächst als völlig utopisch erschien, wurde durch Gorbatschows Perestroijka seit 1985 plötzlich möglich. 1988 wurde die Partnerschaft offiziell begründet.

 

Der zweite Aspekt betraf die Aussöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern. Nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion 1941 wurden unvorstellbare Verbrechen durch deutsche Truppen und Einsatzgruppen begangen, unter denen vor allem die Menschen in der Ukraine und in Belarus zu leiden hatten, tatsächlich stammten die meisten Opfer aus diesen beiden Ländern. Aber trotz dieser furchtbaren Verbrechen zeigten die Menschen in Poltawa eine überwältigende Gastfreundschaft und waren bereit zur Versöhnung. Wohlgemerkt, Ende der 80er Jahre hatte die Mehrheit der damals lebenden Bevölkerung den Zweiten Weltkrieg noch erlebt.

 

Mit allen Inhalten unserer Städtepartnerschaft treten wir ein, um vergangene Auseinandersetzungen dauerhaft zu überwinden.

 

Umso schmerzhafter erscheint uns, wie sehr all diese hoffnungsvollen Entwicklungen durch brutale Bomben- und Raketenangriffe zerstört werden. Es muss befürchtet werden, dass diese Zerstörungen die Ukraine in ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung um Jahrzehnte zurückwerfen wird, ganz zu schweigen von dem unermesslichen menschlichen Leid, das dieser Angriff hervorruft.

 

Wenn wir zusammenstehen, dann wird ein Krieg nicht das letzte Wort haben, sondern Frieden und Freiheit.