Gedenken zum Volkstrauertag 2021

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Zum Volkstrauertag am Sonntag, 14. November 2021

Filderstadt – ein Ort für Vielfalt, Toleranz und Respekt

 

Sehr geehrte Mitbürgerinnen,
sehr geehrte Mitbürger,

in Deutschland begehen wir am kommenden Sonntag den Volkstrauertag – „Volk“-„trauert“-„Tag“! Sieht man einem Volk, einem Land oder einer Stadt an, ob sie trauern? Und wenn ja, worin liegt der Anlass?

Der Platz, an dem mir diese Fragen in den Sinn kommen, liegt außerhalb von Filderstadt, mitten in Berlin. Von dem Hotel aus, in dem ich das vergangene Wochenende bei einem Seminar verbracht habe, bietet sich ein direkter Blick auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Das markante Kirchengebäude, das mit seinem ausgebombten Kirchturmtorso an das Leid und die zerstörerische Kraft des Krieges, mit seinem Neubau an das Überwinden und den Wiederaufbau erinnert. Im Westen der ehemals vom Kalten Krieg geteilten Stadt gelegen, zeigt sie zugleich die Möglichkeiten einer friedlichen Revolution auf. Die Symbolik reicht bis in unsere Tage, steht der benachbarte Breitscheidplatz für den Terror und die Verletzlichkeit unserer Tage.

Also ja, man kann einem Ort ansehen, dass ein Volk trauert und dass es an jedem Ort, auch in Filderstadt, Kraft kostet, schwere Zeiten zu überwinden und Frieden auch im Kleinen zu bewahren. Gerade die bislang 20 Pandemie-Monate haben uns vor Augen geführt, dass es für Unfrieden keinen menschlichen Feind braucht. Die Solidarität und der Zusammenhalt sehen sich heute einer für unsere Generationen noch nie dagewesenen Herausforderung ausgesetzt.

Unsere Geschichte führt uns vor Augen, wie wichtig und zugleich wie verletzlich die freiheitlichen Werte unserer Demokratie sind. Das Gedenken im heutigen Verständnis symbolisiert den Kampf für und um unsere Demokratie.

Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes und damit unserer Demokratie haben aus ihren Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs gelernt und uns mit auf den Weg gegeben, die Unterschiedlichkeit der Menschen als Wert zu begreifen: Geschlecht, Abstammung, Sprache, Herkunft, religiöse und politische Anschauungen, Behinderung. So weitsichtig war man 1949 – und doch ist es heute noch so schwer und bisweilen anstrengend.

Filderstadt ist vielfältig. Das verdanken wir allen, die sich in unser Gemeinwesen einbringen. Hier leben „vielfältige“ Menschen mit ganz verschiedenen Erfahrungen und Charakteren, einfach individuelle Persönlichkeiten.

Es ist wichtig, dass wir das wahrnehmen und gleichzeitig nicht stehen bleiben. Anerkennung und Respekt sind beileibe keine selbstverständlichen Werte. Es braucht den täglichen Einsatz für sie.

Das Gedenken, das pandemiebedingt erneut nicht an den uns vertrauten Gedenkorten stattfinden kann, formuliere ich mit folgenden Worten:

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg. Wir gedenken aller, die in den beiden Weltkriegen starben und aus deren Anlass und in deren Verlauf ihr Leben verloren.

Wir trauern um die Opfer der (Bürger-)Kriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldat*innen und andere Einsatzkräfte, die im Ausland ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen vermeintlich Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen, weil sie einen geliebten Menschen verloren haben.

Ich danke Ihnen für Ihr Miteinander und den Zusammenhalt in unserer Stadt. Ich wünsche Ihnen für den 14. November einen besinnlichen Sonntag sowie eine gute und gesunde Zeit.