Gesprächsbedarf zum B 27-Ausbau

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Nicht erst seit der Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums vom 25.11. sehe ich Gesprächsbedarf zum B 27-Ausbau. Schon 2018 hatte ich mich dazu zu Wort gemeldet. In meinen Überlegungen spielen Ergebnisse aktueller Verkehrsstudien eine Rolle, das Thema „Nachhaltigkeit“ sowie die Perspektive für Filderstadt und die hier lebenden Menschen.

Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, dass aktuell eine Straße geplant wird, die 2030 fertig sein soll, während gleichzeitig das politische Ziel der Verkehrswende verfolgt wird, den Individualverkehr im gleichen Zeitraum um 50 Prozent zu reduzieren. Dieser Widerspruch muss m.E. aufgelöst werden. Die Lösung kann doch nicht in einem weiteren Bau von Straßen liegen. Hier müssen intelligentere Verkehrsleitideen her.

Vor rund fünf Jahren wurde die B 27 mit ihrem Ausbau zwischen Aichtal und Leinfelden-Echterdingen/Nord im Bedarfsplan des Bundes in den „Vordringlichen Bedarf“ eingestuft.

Seit dem wurden auf vielen Ebenen Klimaschutzziele neu formuliert und definiert. Der Bundesverkehrswegeplan steht den übergeordneten Zielen von Reduzierung des Treibhausgasausstoßes, weniger Emissionen im Verkehr und einem Umbau der Mobilität noch unausgewogen gegenüber.

Dies ist mir nicht erst jetzt aufgefallen, jedoch haben mich aktuelle Gespräche mit dem Büro, das den Mobilitätsentwicklungsprozess in Filderstadt insgesamt begleitet, zum Neudenken bewegt.

So sprechen Verkehrsexperten inzwischen davon, dass mit dem sechsspurigen Ausbau der B27 ein weiterer Ausbau des Schienenverkehrs auf den Fildern schwer fallen dürfte. Der Ausbau schlägt, da er die Reisezeit im motorisierten Individualverkehr verbessert, auf den Kosten-Nutzen-Faktor, den ein Schienenprojekt erfüllen muss, durch. Diese Wechselwirkung ist zu wenig bekannt gemacht worden.

Um eine Verkehrswende zu realisieren, ist die Realisierung weiterer Angebote im schienengebundenen Nahverkehr wichtig. Auch wurden sich verändernde Arbeitswelten nicht berücksichtigt, die nun auch durch die Corona-Pandemie sichtbarer wurden und in greifbare Nähe gerückt sind.

Zudem wurde bei der Bewertung der Maßnahme im Bundesverkehrswegeplan die CO2-Belastung nicht monetarisiert, die Umweltauswirkung insgesamt nicht, der Reisezeitgewinn der Pendler dagegen wohl.

Es wird damit eine im Ergebnis ja 8-streifige Straße gebaut – wenn die diskutierte Seitenstreifenfreigabe umgesetzt wird -, die so lediglich drei Stunden am Tag beansprucht wird. Pendler gewinnen in dieser Zeitspanne rund zwölf Minuten. Das ist völlig konträr zu einer nachhaltigen Stadt, einer sinnvollen Beziehung dieser autobahnähnlichen Straße zu unserer Stadtentwicklung sowie zur Förderung des ÖPNV und kann für Filderstadt nicht uneingeschränkt zielführend sein.

Zudem zeigen aktuelle Verkehrsstudien, dass die Wirkung der zusätzlichen zwei Streifen ganz anders sein werden, als dies vor rund zehn Jahren für 2030 prognostiziert worden war. So würde eine erweiterte B 27 auch die A8 entlasten. Hier stellt sich die Frage, ob Filderstadt hierfür die Lasten tragen soll.

Andere Städte, wie beispielsweise das niederländische Rotterdam, haben andere Lösungen gefunden: Dort gibt es Großparkplätze um die Stadt herum, damit Pendler auf andere Verkehrsmittel umsteigen können. Große Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen fördern den Zugang zur Schiene. Auch die Stadt Bonn stellt Überlegungen in diese Richtung an. Auf Stuttgart soll aber aus südlicher Richtung weiter eine dann breitere B 27 zuführen.

Ich strebe deshalb eine nochmalige Thematisierung im Gemeinderat sowie weitere Gespräche an. Einfach nur weiter planen und den Straßenbau vorantreiben, kann – jedenfalls nicht ohne nochmaliges Überlegen – nicht das Gebot unserer Zeit sein.